Wettbewerb 2019, 1. Preis
Eröffnung 2025
Von außen betrachtet stellt der Bregenzerwald heute immer noch einen geschlossenen Landschaftsraum aus Wiesen und Wäldern dar, in dem die kleinteilig strukturierten und diszipliniert gestalteten Siedlungsräume auffallen.
Gleichzeitig beeindruckt die Urbanität und handwerkliche Haltung einiger Ortszentren, wie zum Beispiel jenes von
Schwarzenberg oder Bezau, um nur zwei zu nennen. Von
solchen Qualitäten sollte das Zentrum von Egg stark
profitieren. Bisher herrschte an diesem Platz zu viel Weite, zu viel Asphalt und zu viele Autos.
Die Höhe ist mit über fünf Geschossen herausfordernd, aber die zentrale Position im Ort und die Tatsache, dass die Kirche noch deutlich höher steht, lassen die Höhe richtig erscheinen. Zum Gemeindeamt geht das neue Haus eher auf Distanz, es rückt dicht an die L-200 heran.
Das Platzniveau wurde auf das Niveau der Kreuzung angehoben. Das alte Gemeindeamt wurde dadurch barrierefrei erreichbar und beide Häuser stehen auf Augenhöhe mit der Kreuzung, einem topografischen Sattel im Ortsgebiet. Der autofreie und mit Bäumen bepflanzte Platz wurde mit einem Kunstwerk aufgewertet. Als Nutzungen vorstellbar sind Märkte, Feste oder Konzerte. Die Oberfläche ist mit einem Kleinsteinpflaster belegt. Das an sich allseitig gleich gestaltete Haus zeigt seine Orientierung durch eine zentrale Türanlage, die durch ein geschwungenes Vordach und eine Fledermausgaupe akzentuiert wird.
Durch den kompakten Umgriff von 21m x 22m kann der Baukörper vom bestehenden Wählamt durch eine Gasse getrennt werden, es entstehen kurze Wege rund um das Haus. Alle Räume im Erdgeschoss sind durch großzügige Fenster zum Straßenraum geöffnet. Zwischen den Gebäuden bekommen die Wege für Fußgänger den Vorrang.
Die Hülle des Gebäudes sucht eine Symbiose aus klarer Struktur, nachhaltiger Bauweise und regionaler Bautradition. Das Dach ist mit dunklem Eternit eingedeckt, die Fassaden mit Tannenschindeln. Die Fenster sind aus unbeschichteter Tanne angefertigt. Der Sockel und die Fensterbänke wurden aus verzinktem Schlosserblech ausgeführt.
In nächster Nähe zum Oberlicht des Stiegenhauses gibt es als Ergänzung des Besprechungsraumes eine gedeckte
Dachterrasse, die einen klar begrenzten Bezug zum
Gemeindeplatz im Süden ermöglicht. Die tradierte Form der
Fledermausgaupe erschien uns als das richtige Motiv, um einen fokussierten Raum und gleichzeitig eine zurückhaltende
Zentrierung des Hauses zu schaffen.
Das mächtige und kompakte Volumen des Hauses hat es erlaubt, das Stiegenhaus großzügig zu gestalten. Der Antritt erfolgt auf der Ebene der Tiefgarage, um diese aufzuwerten. Die Materialität steht in bewußtem Kontrast zur hölzernen Hülle des Hauses. Böden, Wände und Decken sind in gespachteltem Ortbeton materialisiert. Das Stahlgeländer hat Stäbe von nur 12 mm Durchmesser, hölzerne Nischen schaffen Adressen für die Mieter.
Ein Blick nach oben, der in einer Höhe von 27 Metern durch ein kreisrundes und glasklares Oberlicht in den Himmel geöffnet wird. Oberlicht und Stiegenauge haben einen Durchmesser von ca. 3 Metern, dennoch entsteht ein monumentaler Raum mit einer Vielfalt von Blickbeziehungen.