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Altbau oder Neubau: Das bestehende Rathaus von Laupheim wird heuer 42 Jahre alt. Die baukünstlerisch relevanten Kassettendecken und die zum Oberlicht offene Halle sind aus Gründen des Brandschutzes nicht in der originalen Form zu bewahren. Die Gebäudehülle entspricht in keiner Weise der aktuellen EnEV, ebenso wenig die umhüllenden Bauteile der Untergeschosse. Die Haustechnik ist hoffnungslos veraltet. Wenn man alle diese Teile zurückbaut, bleibt als Wert nur der Rohbau aus dem Jahre 1977 erhalten. Und dieser wäre nur mit großen Mühen barrierefrei zu gestalten. Wenn man mit dieser Zielsetzung beispielsweise das Erdgeschoss absenken würde, dann müsste man den darunter liegenden Keller als Raum entwerten, die Knicklängen der Stützen vergrößern, usw.
Die städtebauliche Figur erscheint spannungslos und im Allgemeinen verbleibend. Nach Abwägen all dieser Aspekte sehen wir den besseren Weg für das neue Stadtzentrum von Laupheim in der Gestaltung eines kompletten Neubaues mit Tiefgarage.
Städtebau: Der geplante Neubau bietet die Gelegenheit, ein bürgernahes Erdgeschoss einzurichten, der Marktplatz geht gewissermaßen durch das Gebäude hindurch. Das Gebäude bildet an der Platzkante eine überdeckte Galerie aus, die in Ihrer Breite dem Marktplatz eine wettergeschützte Rückzugszone bietet.
Hier kann man sich bei Regen oder Sommerhitze unabhängig von den Öffnungszeiten des Rathauses versammeln, der Gastgarten des Cafes wird ein wichtiger Impuls für das Stadtleben, gleichzeitig wird ein niederschwelliger Übergang in das Rathaus angeboten.
Alle bürgernahen Amtsbereiche sind im Erdgeschoss angesiedelt, das auch durch einen nordwestlich gelegenen, begrünten Hof auf Platzniveau belichtet wird. Die Wände dieses Hofes sind geneigt, damit sie Licht und Wasser aufnehmen und sich zur Begrünung eignen. Ein intimer Freiraum, der sich auch für hausinterne Pausen an der frischen Luft oder festliche Empfänge eignet.
Das Volumen der aufsteigenden Geschosse gliedert sich in eine großzügige „Belle Etage“ mit dem Trauzimmer, dem großen Sitzungssaal und internen Bürobereichen und darüber einem kompakten, 6-geschoßigen Bürogebäude mit funktionaler Mittelzone.
Architektur: Das Gebäude setzt auf eine markante Silhouette, die wache Betriebsamkeit ebenso symbolisiert wie Demokratie und Bürgernähe, und mit ihrer Mittelachse den Zentralbereich des Platzes definiert.
Ein Gebäude, das sich in der Geste und Detailausbildung der Moderne verpflichtet, aber dennoch in der Tradition der mittelalterlichen Rathäuser in deutschen Städten verankert bleibt. Das Volumen stellt eine städtebauliche Dominante dar, die von der Stadtmitte aus eine visuelle Achse zum Schloßberg aufspannt.
Flexibilität des Bürokonzeptes: Die Fensterachsen haben ein Maß von 90 cm, die Tiefe beträgt 6,60m. Jedes Fenster ist öffenbar, jede Büroachse kann eine Trennwand aus mattiertem Glas aufnehmen. Es gibt keine Deckenuntersichten, daher ist ein Trennwandanschluß an jeder Stelle der Decke möglich. Der Fußboden ist als Hohlboden mit Teppichbelag vorgesehen. Der Teppich ist in Form von Fliesen 50 x 50 cm verlegt, die leicht zu erneuern sind. In dem Hohlboden können Installationen in einfacher Form verändert werden. Generell sind alle Trennwände aus Glas vorgesehen, das durch eine Mattierung zwar das Licht in alle Richtungen durchlässt, aber den Einblick in die Büros begrenzt. Die Mittelzone erfüllt mit einer Breite von 3,40m viele Funktionen: Das Kopieren und Binden von Dokumenten, Verbindungstreppen zu den benachbarten Geschossen, eine Stehbar mit Teeküche als Drehscheibe der Kommunikation.