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Der Leutbühel, Sehen und Gesehen-werden: Der Leutbühel ist die zentrale Drehscheibe für Fußgänger in Bregenz. Die ältesten Verkehrswege, Hang und See, Nord und Süd treffen hier zusammen. Wer hier verweilt, der sieht und wird gesehen. Darüber hinaus stellt der Platz mit dem Kaufhaus GWL nach wie vor den zentralen Handelsplatz in Bregenz dar. Der Platz gilt als guter Treffpunkt, aber auch als ungemütlicher Ort . Man spürt nach wie vor den früheren Verlauf der L190 über den Leutbühel. Es handelt sich um einen Straßenraum, es fehlt die platzbildende Struktur. Die angrenzenden Stadträume haben ihren eigenen Charakter, aber dem Leutbühel fehlt es an Kraft, diese Stadträume glaubwürdig zu vereinigen
Erreichbarkeit: Die Ankunft und Erreichbarkeit stellen eine weitere zentrale Herausforderung dar. Vor allem das Angebot an Kfz-Abstellplätzen in unmittelbarer Nähe schafft Erreichbarkeit zu allen Jahreszeiten. Es liegt nahe, den Parkplatz am Pircherhof, der sich im Eigentum der Stadt befindet, als Tiefgarage auszuführen.
Ein Boden für Bregenz: In den letzten Jahren hat sich die Stadt Bregenz an zwei öffentlichen Plätzen, nämlich am Platz der Wiener Symphoniker und am Kornmarktplatz, für einen Belag aus hell eingefärbtem, geschliffenem Asphalt entschieden. Dieser Bodenbelag ist fußgängerfreundlich, außerdem mit Rollstühlen, Skateboards usw. angenehm zu befahren. Wir schlagen vor, die Begegnungszonen und die Fußgängerzone am Leutbühel mit genau diesem Belag zu versehen. Einerseits, um einen nachvollziehbaren Anschluss an die Begegnungszone Kornmarktplatz zu erzielen, andererseits kann dieser Belag so zu einem Erkennungszeichen der Bregenzer Innenstadt werden. Eine Ausnahme bildet die Maurachgasse. Als Verbindung zur Oberstadt soll sie mit einem traditionellen Sandsteinpflaster belegt werden.
Ein Teppich aus Licht: Um dem Quartier Leutbühel eine unverwechselbare Atmosphäre zu verleihen, wird eine Vielzahl von Pendelleuchten den Stadtraum erhellen. Die Leuchten hängen an einem Netzwerk aus unauffälligen Stahlseilen, ähnlich wie heute, jedoch mit 4,50 m viel tiefer. Dadurch verdichten sich die Leuchten in der Fußgängerperspektive, es wechseln dunkle mit helleren Zonen ab. Die Strassen verlieren ihren linearen Charakter, es entsteht ein Teppich aus Licht.
Bregenz braucht eine Mitte, zwei Pole spannen ein Kraftfeld auf
Der Luster: Die Mitte von Bregenz ist der Platz vor dem GWL. An diesem Punkt berühren sich drei Stadträume, es kreuzen sich die Wege der meisten Fußgänger, es münden die Ausgänge von drei Geschäftshäusern. Die Energie dieses Ortes wird durch räumliche Verdichtung noch weiter gesteigert. In der gedachten Mitte all dieser Wege schwebt ein markantes Lichtobjekt, ein „Luster“, der dem öffentlichen Raum eine überraschend feierliche Note verleihen wird.
Der Brunnen: Der Leutbühel bekommt einen neuen Brunnen, der vieles vereint. Seine markante dreipolige Form erinnert daran, daß sich an diesem Punkt zwei Bäche treffen, nämlich der Thalbach und der Weißenreuthebach, die von diesem Punkt an vereint in Richtung See fließen. Diese Tatsache wird durch zwei Einläufe und einen seeseitigen Auslauf im Boden des Brunnens unterstrichen. Der Brunnen begleitet mit seinen weichen Formen die täglichen Wege der Bregenzer und bildet Räume der Begegnung aus. Sein Rand lädt mit einer Höhe von 45 cm zum Sitzen ein, auch Kinder können das Wasser erleben. In der Nacht strahlt das Wasser aus vielen eingebauten LED´s und wird so insgesamt zur Lichtquelle.
Das neue Haus am Leutbühel: Der Leutbühel als Platzraum leidet heute an seinen unklaren räumlichen Begrenzungen und einigen sehr schwachen Fassaden. Um das zu kompensieren, schlagen wir vor, ein neues Gebäude zu errichten. Ganz neu ist es nicht, vor der Straßenführung von 1974 war an dieser Stelle bereits ein Stadthaus.
Das neue Haus wird mit seiner polygonalen Fassade vielen stadträumlichen Anforderungen gerecht: Es schließt den Raum gegenüber der Römerstraße, bildet gleichzeitig für diese einen klaren Prospekt. Es bildet mit seinem Eingang auch für die Kaiserstraße einen würdigen Abschluss, der gleichzeitig zur Kirchstraße überleitet. Außerdem schiebt es sich in den Platzraum und weist so auf die Bedeutung der Maurachgasse als älteste Straße hin. Das Erdgeschoss kragt dreiseitig aus, das Gebäude bietet dadurch Raum und Schutz für die Fussgänger. Im Erdgeschoss ist eine Kaffeebar angesiedelt, der Innenraum wird durch großflächige Verglasungen ein Teil des Platzraumes. Wer hier sitzt oder steht, der sieht und wird gesehen.
Die Begegnungszone Römerstrasse-Kirchstraße: Die Römerstraße ist räumlich betrachtet der Ursprung der Arlbergstraße, der wichtigsten Landesstraße Vorarlbergs. Die Fahrzeugfrequenz beträgt an der L1 bis zu 20.000 Fahrzeuge pro Tag. Viel zu viel Weite, Bewegung und Energie für einen Stadtplatz. Auch die Umlenkung dieser Energie in einem Winkel von über 90 Grad in die Montfortstraße ist für die Fahrzeuglenker überraschend und gelingt nur zum Teil. Durch den Belagwechsel, die neu gestaltete Beleuchtung und eine markante Stele wird bereits an der Ecke Montfortstraße klar gemacht, daß hier eine Begegnungszone beginnt.
Das GWL sprengt in seiner Überlänge den Maßstab der angrenzenden Bebauung. Diese Maßstabsüberdehnung wird heute durch den Rhythmus einer Akazienreihe überspielt. Wir ergänzen diese Baumreihe und passen die Lage notwendiger Flugdächer für Busstationen, Fahrradabstellplätze usw. an den Rhythmus der Galerie an. Die Galerie sammelt diese Funktionen und führt den Passanten wettergeschützt an den Leutbühel.
Die Kirchstraße wird ihren Charme behalten. Bordsteinkanten und Sockel werden rückgebaut, was ganz erheblich zur sicheren Begehbarkeit beitragen wird.